26 Preußens Aufstieg zur Großmacht.
forderte er die Untertanen auf, „sich bei ihrem Hofdienst nicht mit Peitschen- und Stockschlägen traktieren zu lassen, sondern sich gehörig darüber zu beschweren, wenn ihnen dergleichen widerführe".
b) Urbarmachung und Besiedelung. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die meisten Teile des Deutschen Reiches, namentlich aber der Nordosten, immer noch sehr spärlich bevölkert. Zahlreiche früher bebaut gewesene Bauernhufen lagen wüst; außerdem gab es in den Niederungen weite Landstrecken, die unter Wasser standen oder doch so sumpfig waren, daß von ihrer wirtschaftlichen Ausnutzung feine Rede sein konnte. Fürsten und Staatsmänner aber waren der Meinung, daß die Macht eines Staates weniger in der Ausdehnung des Landes als vielmehr in dem Reichtum und der Zahl seiner Bewohner bestehe. Darum erblickten sie in der Urbarmachung und Besiedlung unkultivierter Ländereien das nächstliegende und wirksamste Mittel zur Erreichung einer vermehrten Volkszahl. Dieser Ansicht war auch Friedrich Wilhelm I.
In den Jahren 1708—1711 hatte in der heutigen Provinz Ostpreußen die Beulenpest sehr stark gewütet, so daß ein großer Teil dieser Provinz (Litauen) entvölkert war und 60 000 Hufen wüste und öde dalagen. Hier griff der König mit eisernem Willen ein, und der sonst so sparsame Fürst hat Millionen für die Ansiedlung neuer Familien geopfert. Sofort ließ er in allen Ländern bekannt machen: ,,Wem es daheim nicht mehr gefällt, sei er Bauer oder Handwerker, ober wer etwa gedrängt oder gedrückt werden sollte, der soll in mein Königreich kommen. Acker, Wiesen, Weibe, Wälder, Steine, Bauholz, Geräte und Gelb sinb für ihn da." Und nun eilten sie herbei, Schweizer, Franken, Hollänber und besonbers viele evangelische Salzburg er, die ihres Glaubens wegen die Heimat verlassen mußten. Sie alle fanben gastliche Aufnahme. In acht Jahren, von 1721—1729, würden mehr als 30 000 Familien, namentlich in den Gebieten von Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg angesiebelt und 10 Städte und 332 Dörfer in biesen Gegenben neu gegrünbet. In diese Zeit fällt auch die Errichtung des Gestüts Trakehnen, durch das der König den Grunb zu der später so berühmt geworbenen ostpreußischen Pferdezucht legte.
Die Ansiedlung wurde auf alle mögliche Weise erleichtert. Die Kolonisten erhielten die Höfe als freien, erblichen Besitz; ihre Abgaben und Leistungen wurden auf ein geringes Maß festgesetzt oder ihnen auch für mehrere Jahre ganze Steuerfreiheit gewährt. Viele von ihnen erhielten Reifebeihilfen und lebendes und totes Inventar entweder umsonst oder zu einem billigen Preise von der Be-
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38 Preußens Aufstieg zur Großmacht.
Netzebruchs, dessen weite Strecken sich bald mit deutschen Ansiedlern füllten.
In Bromberg steht seit 1862 ein Denkmal, das die dankbare Nachwelt dem hochherzigen Monarchen errichtet hat und die schöne Inschrift trägt:
,,Dem großen König Friedrich Ii. die dankbaren Bewohner des Netzegaus."
4. Des Königs Sorge für die Landwirtschaft und den Bauernstand.
a) Heilung der Kriegswunden. Still und ernst, frühzeitig ergraut und gebeugt, kehrte Preußens Held nach dem langen siebenjährigen Kriege in seine Hauptstadt zurück. Mit unvergleichlichem Eifer aber nahm er nun die Friedensarbeit vergangener I^hre wieder auf. Der siebenjährige Krieg hatte dem Lande schwere Wunden geschlagen und große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Ganz Hinterpommern und ein Teil von Brandenburg waren Einöden. Man sah große Strecken fruchtbaren Landes, wo aber die Spuren des vormaligen Ackerbaus nicht mehr bemerkbar waren. Namentlich aber hatte Schlesien gelitten. Hier so schnell wie möglich zu helfen, war des Königs 'eifrigstes Bemühen. Er entließ gleich nach Beendigung des Krieges die kräftigen, jungen Bauernburschen aus dem Heere, damit sie in der Heimat die fehlenden Arbeitskräfte ersetzen konnten. Die verarmten Bauern unterstützte er, damit sie ihre Häuser wieder aufbauen konnten, gab ihnen Getreide für die Aussaat und Soldatenpferde zur Bestellung des Ackers. Eine große Anzahl zerstörter Ortschaften wurden aus Staatsmitteln wieder aufgebaut und Geld an die bedürftigen Bauern obendrein verteilt; die Schlesier allein haben etwa 9 Millionen Mark erhalten.
b) Ansiedlung und Urbarmachung. In Preußen bestand immer noch ein arges Mißverhältnis zwischen der Ausdehnung des Staatsgebiets und der Zahl seiner Bewohner. Es gab im Lande viele weite Strecken, die unbebaut und nutzlos dalagen. Das galt besonders vom Oderbruch. Friedrich Wilhelm I. hatte 1736 umfassende Pläne für die Entwässerung dieses Landesteiles ausarbeiten lassen, sie aber einstweilen noch zurückgestellt mit der Aufschrift j;Für meinen Sohn Friedrich." Nach glücklicher Beendigung der beiden ersten schlesischen Kriege machte sich der junge, tatkräftige König 1746 an das Werk. Nach siebenjähriger Arbeit waren mit einem Kostenaufwands von y2 Million Talern über 225 Ooo Morgen des Oderbruchs eingedeicht und trocken gelegt. In der neu gewonnenen Kulturfläche wurden 1200 Familien in 43 neuen Dörfern
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Extrahierte Personennamen: Netzebruchs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
Des Königs Sorge für die Landwirtschaft. 39
angesiedelt. Hierbei nahm der König gleich darauf Bedacht, daß Ansiedlungen von verschiedener Größe geschaffen mürben, um eine gesunde Mischung verschiedener Gruppen der bäuerlichen Bevölkerung zu bewirken und bamit den großen Gütern die nötigen Arbeitskräfte zu sichern. So erhielten die Ansiebler 90, 60, 40, 20, viele auch nur 10 Morgen Aderionb, je nach ihrer Vermögenslage ober ihrer bisherigen Tätigkeit, und so gab es Bauern, Kossäten, Bübner und Häusler. Als der König das vollenbete Werk sah, rief er aus: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert,“ und heute gehört das Oberbruch zu den fruchtbarsten Gegenben im ganzen deutschen Reiche.
Auch in den andern Teilen seiner Monarchie nahm Friedrich der Große Urbarmachungen und Besieblungen vor, namentlich in der Prignitz, am Rhin und an der Dosse, in den Dammschen und Stettiner Brüchen und in den Bruchflächen bei H alb er -stabt und Aschersleben. Nach Beenbigung des siebenjährigen Krieges griff er die schon von seinem Vater ins Auge gefaßte Urbarmachung des Warthebruches an, die er in fünf Jahren voltenbete. Auch hier würden 125 000 Morgen dem Sumpfe abgewonnen und in fruchtbares Kulturlanb umgervanbelt.
Wo sich in seinem Lanbe unkultivierte, zu Acker- und Wiesen-lanb ungeeignete Flächen fanben, ließ sie der König aufforsten. So würden allein in den Jahren 1776—1782 20 000 Morgen der königlichen Domänen mit Kiefern bepflanzt, die Privatbesitzer und Gemeinben aber zur Pflege ihrer Forsten angehalten und ihnen das übermäßige Schlagen des Holzes bei hoher Strafe verboten.
Um Kolonisten zur Einwanberung zu gewinnen, ließ der König roieberholt öffentliche Einlabungen und Aufforberungen ergehen und stellte ihnen mancherlei Erleichterungen und Vorteile in Aussicht. Das Land würde ihnen unentgeltlich zu erblichem Besitz überlassen; auf den wüsten Stellen erhielten sie noch eine Gelbbeihilfe und Unterstützung bei den aufzuführenben Bauten; wäh-renb fter Freijahre waren sie befreit von allen öffentlichen Lasten und Abgaben, erst nach Ablauf berfelben hatten sie jährlich einen Kanon zu zahlen. Und ba kamen die Ansiebler aus den verschieben-sten Teilen des Deutschen Reiches, aus der Pfalz, aus Württemberg, Baden, Bayern, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Mecklenburg; aber auch aus Österreich, England, Frankreich, Italien, Dänemark und Rußlanb strömten sie in großen Scharen herbei, und der König verteilte sie so, wie sie dem Lanbe am besten nützen konnten. Die meisten von ihnen würden auf den königlichen Domänen angestebelt; aber auch der Abel, die Städte und die Kirche würden angehalten,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Dosse Stettiner_Brüchen Aschersleben Württemberg Baden Bayern Sachsen Braunschweig Mecklenburg England Frankreich Italien Dänemark
Des Königs Sorge für Volksschule und Kirche. 27
Hörde überwiesen. Bei der Errichtung der nötigen Gebäude wurden sie durch Lieferung von Bauholz aus den königlichen Forsten unterstützt.
So wurde der König ein Wohltäter Ostpreußens, und die dankbaren Nachkommen der eingewanderten Salzburger haben dem Andenken dieses Königs 1835 in Gumbinnen ein Denkmal gesetzt, dessen Sockel die schöne Inschrift trägt: ,,Dem Vater Litauens."
Aber nicht allein auf die wüst liegenden Hufen richtete der Kön^g sein Augenmerk, sondern auch auf die in großer Ausdehnung vorhandenen Brüche und Sümpfe seines Landes. An vielen Stellen ließ er solche Ödländer trocken legen und besiedelte das gewonnene Land mit Kolonisten. Das bedeutendste Werk dieser Art war die Entwässerung des Rhin- und Havelländischen Bruches in der Mark. In sieben Jahren war das ganze Werk vollendet, und inmitten des neu gewonnenen Kulturlandes errichtete der König das Domänenamt Königshorst, das er zu einer Versuchs- und Musterwirtschaft ausbildete. Vor allem schuf er hier nach holländischem Muster eine große Meierei, eine sog. Holländerei, für die er Menschen und Vieh aus Holland und Ostfriesland kommen ließ. Diese Holländerei diente zugleich als Lehranstalt für einheimische Bauerntöchter, die dort in der Butter- und Käsebereitung unterwiesen werden sollten.
Man nimmt an, daß durch des Königs Fürsorge die Bevölkerung Preußens eine Zunahme von 600 000 Menschen erfahren hat, das ist allein 1/4 der ganzen damaligen Bevölkerung der Monarchie. Die Hauptmasse der Einwanderer bestand aus Landwirten und Handwerkern. In ihrer Heimat, der Schweiz, der Pfalz, den Niederlanden, stand die Landwirtschaft und namentlich die Viehhaltung auf einer erheblich hohem Stufe der Entwicklung als in den östlichen preußischen Provinzen. Durch die Kolonisten aber wurden jene Verbesserungen auch auf die neubesiedelten Gebiete des preußischen Staates übertragen.
5. Des Königs Sorge für Volksschule und Kirche.
a) Der Vater der preußischen Volksschule. Mit der
Schule auf dem Lande war es damals noch schlecht bestellt. In den Kirchdörfern unterrichteten wohl hier und da, so gut sie es eben konnten, die Küster im Allernotwendigsten; aber es hing von dem Willen der Eltern ab, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken wollten oder nicht. Da ordnete nun Friedrich Wilhelm I. die allgemeine Schulpflicht an. Jedes Kind sollte vom 5. bis zum 12. Jahre im Winter alle Tage, im Sommer zwei- bis dreimal in der Woche in die Schule gehen, um in der Religion, im Lesen, Schreiben und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ostpreußens Gumbinnen Litauens Holland Ostfriesland Schweiz Niederlanden
240
61. Wahl der Holzarten.
Will jemand mit Erfolg einen Holzbestand anlegen, dann muß
er sich vor allem erst darüber klar werden, welche Holzarten er
anpflanzen will, da doch von einer richtigen Auswahl der für die
betreffenden Verhältnisse passenden Baumarten der ganze Erfolg eines
Holzanbaus abhängt. Niemals wird es einem Waldbesitzer gelingen,
aus seinem Forst einen lohnenden Gewinn zu erzielen, wenn er nicht
die entsprechenden Baumarten auswählt, selbst wenn er noch so sorg-
fältig mit der Pflanzung und Pflege seiner Bäume umgeht. Soll
nun aber der Waldbesitzer dazu imstande sein, die rechte Wahl der
anzupflanzenden Bäume zu treffen, dann muß er sich in erster Linie
eine genaue Kenntnis der Bäume und ihrer Ansprüche an Boden,
Klima, Standort usw. anzueignen suchen, oder wenigstens, wenn er
dies vielleicht nicht vermag, sich von einem Forstsachverständigen die
passenden Sorten vorschlagen lassen, damit er auf keinen Fall Gefahr
läuft, völlig ungeeignetes Baummaterial zu pflanzen und dann bitter
geschädigt zu sein.
Es soll nun unsere Aufgabe sein, die einzelnen, wichtigeren
Baumarten je nach ihren Ansprüchen an Boden und Klima in nach-
folgendem zu unterscheiden. Von den Laubhölzern seien die folgen-
den genannt: Eiche, Buche, Esche, Ahorn, Ulme, Birke, Erle, Akazie,
Roßkastanie, Linde, Pappel, Weide.
1. Die Eiche verlangt nicht unbedingt einen ganz bestimmten
Standort, da sie in Bezug aus den Boden im allgemeinen nicht sehr
anspruchsvoll und wählerisch ist. Sie gedeiht z. B. noch auf sandigem
Boden, wenn derselbe tiefgründig genug ist, ebenfalls auf schwerem
Tonboden, der im ganzen für Laubholz wenig geeignet ist, und sogar
auch auf Moorboden, wenn er sich in einem guten Zersetzungszustande
befindet. Ein tiefgründiger, frischer Lehmboden ist aber derjenige
Standort, auf dem die Eiche am besten gedeiht. Tiefgründigkeit eines
Bodens ist für die Eiche besonders wertvoll, weil sie ihre Pfahlwurzel
senkrecht in die Tiefe schickt.
2. Die Buche oder Rotbuche. Während die Eiche im Gebirge
nicht recht am Platze ist, gedeiht die Buche vorzüglich in den Gebirgs-
wäldern. Als Standort zieht die Buche einen kräftigen, nährstoffreichen,
frischen Lehm- und lehmigen Tonboden mit hohem Kalkgehalt allen
anderen Bodenarten vor. Tiefgründigkeit des Bodens ist für die
Buche nicht unbedingt erforderlich; aber Nässe und Bodensäuren
schaden ihr sehr.
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242
12. Die Pappel, von deren zahlreichen Arten nur die Zitter-
pappel oder Esche in Forsten auftritt, ist wenig anspruchsvoll; sie
kommt auf fast allen Bodenarten vor.
13. Die Weide wird hauptsächlich als Korbweide, also als
Material für Korbflechtereien im großen angebaut. Sie liebt einen
feuchten Boden, ist im übrigen aber ziemlich anspruchslos an Boden
und Klima.
Von den Nadelhölzern handelt es sich bei unsern deutschen
Forsten hauptsächlich um die Fichte, die Tanne, die Kiefer und die Lärche.
1. Die Fichte oder Rottanne ist ein überaus stark verbreiteter
Waldbaum. Sie kommt sowohl in der Ebene, als auch im Gebirge
vor; im letzteren finden wir sie bis zur Grenze der Baumvegetation.
Sie ist in Bezug auf ihren Standort weit anspruchsvoller als die
Kiefer, aber nicht so anspruchsvoll wie die Buche. Sie liebt einen
feuchten Boden, verlangt aber durchaus nicht zu große Tiefgründigkeit
des Bodens, da sich ihre Wurzeln nur flach ausbreiten.
2. Die Tanne, Weißtanne oder Edeltanne. Dieser Baum,
der schönste Nadelbaum, ist von allen unsern Nadelbäumen am
wenigsten verbreitet; besonders schön gedeiht sie im Schwarzwald und
in dem bayrischen Hochgebirge, geht jedoch nicht so hoch hinauf wie
die Fichte. Die Tanne liebt einen kräftigen, frischen und tiefgründigen
Boden. Sie ist in ihrer Jugend sehr empfindlich gegen Fröste, ver-
trägt lange Zeit starke Beschattung und wächst äußerst langsam.
3. Die Kiefer, Föhre oder Fuhre ist der verbreitetste Nadel-
baum Deutschlands. Sie ist völlig anspruchslos in Bezug auf den
Boden und nimmt mit dem ärmsten Boden fürlieb, weshalb es recht
wünschenswert wäre, wenn die in der norddeutschen Tiefebene leider
noch so vielfach auftretenden, unbenutzt liegenden Flächen zur Auf-
forstung mit Kiefern herangezogen würden; denn manche derartige
Fläche, die zur landwirtschaftlichen Kultur nicht mehr geeignet ist,
würde einen prächtigen Kiefernbeftand tragen, falls in ihr der Ortftein
nicht zu stark auftritt. Im Gebirge kommt die Kiefer nur vereinzelt
vor, da sie den dort so stark auftretenden Schneemassen nicht genug
Widerstand leisten kann; sie ist eben so recht der Nadelbau der Ebene.
4. Die Lärche ist vorzugsweise ein Vertreter des Geturges, wo
sie zuweilen noch höher hinaufgeht als die Fichte; trotzdem bewährt
sie sich auch in der Ebene als Waldbaum. Sie gedeiht am besten
auf einem kräftigen mineralischen, lockeren und steinigen Boden; aber
auch in einem feuchten Seeklima, wie z. B. in Oldenburg und Ost-
friesland, kommt sie sehr gut fort.
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247
der Kultur zu erschließen, weil er fürchtet, die umfangreichen, schwierigen
Arbeiten und Mühen könnten für ihn womöglich gewinnlos bleiben.
Daß aber alle Moore, selbst die heidewüchsigen Hochmoorböden mit Erfolg
kultiviert werden können, das zeigen die zum großen Teil blühenden Hoch-
moorkolonien der Provinz Hannover. Große Verdienste um die För-
derung der Moorkultur in genannter Provinz haben die Moorversuchs-
ftationen Bremen und Lingen, durch welche Feld- und Wiesenversuche
auf din Besitzungen der Moorkolonisten angelegt wurden. Diese Ver-
suchskutluren wurden sehr bald Mnsterkulturen, die dazu angetan
waren, das Vorurteil der Kolonisten gegen alle durch wissenschaftliche
Forschungen g-fundenen Neuerungen und Fortschritte auf dem Gebiete
der Moorkultor zu unterdrücken. Freilich dauerte es sehr lange, bis
die schwerfälligen und mißtrauischen Moorbauern dahin kamen, die
Erfolge der Versuchskultnren anzuerkennen und diesen nachzueifern;
aber allmählich ist das Mißtrauen doch geschwunden, und ein mutiges,
zielbewußt, s Nachahmen der von der Mooroersuchsstation angestellten
Versuche auf anderen Flächen ihres Besitztums hat sich Bahn gebrochen,
und zwar zum Segen dcr Moorkolonisten und der ganzen Bevölkerung
der Moorbezirke. Von Jahr zu Jahr steigern sich die Verbrauchs-
mengen von künstlichen Düngemitteln, sowie von Kalk und Mergel
in den hannoverschen Moorgebieten. An die Stelle des früheren
Roggenbaues ist fftzt ein zweckmäßiger Wechsel in Anbau zwischen
Halm- und Blattgewächsen, also zwischen Stickstoffzehrern und Stick-
ftoffsammlern getreten. Aber nicht allein im Ackerbau wurden erheb-
liche Fortschritte erzielt, sondern ganz besonders hob sich jetzt auch die
Wiesenkultur, die auch wieder Dank der Wiesenbauversuche der Ver-
suchsstationen in ganz neue Bahnen gelenkt wurde. Die Folge der
zweckmäßigen Anlegung guter Wiesen war natürlich eine wesentliche
Vergrößerung der Viehhaltung, weil durch die Wiesen, die besonders
in den ostfriesischen und Emsmooren durch die mit großen Erfolgen
angewendete Seeschlickdüngung ganz erheblich begünstigt wurden, be-
deutend mehr Futter zur Verfügung stand. Während früher das Vieh
im Sommer auf den dürftigen, gemeinschaftlichen Weiden oder in der
Heide geweidet und im Winter fast ausschließlich mit geringwertigem
Heu und Stroh ernährt wurde, kann man jetzt sein Vieh vorteilhaft
ernähren, so daß natürlich auch ein besserer Gewinn aus der Vieh-
haltung herausgeschlagen wird, was selbstredend zu immer weiterer
Förderung und Hebung der Viehhaltung anspornt. In vielen Moor-
dörfern rauchen heute die Schornsteine von blühenden Molkereibetrieben.
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zweier Männer, des Professors Fleischer-Berlin und des Oekonomie-
rats Dr. Salfeld-Lingen hervorgerufen und entwickelt worden ist. Bei
dieser Kultur wird zunächst ein zweckmäßig eingerichtetes Grabennetz
entworfen und hergestellt. Zu demselben gehören parallel verlaufende
Gräben, die sog. Zuggräben, in emem Abstande von 200—240 m,
die in den Hauptentwässerungsgraben münden, und einer entsprechenden
Anzahl kleinerer Gräben, sog. Grippen, in einem Abstand von
10—15 m, von einer Länge von 100—120 m und einer Tiefe
von 0,5—0,6 in, welche rechtwinklig in die Zuggräben geleitet werden.
Bei Anlage von Wiesen dürfen die Grippen aber nur 0,4 in tief sein
und müssen 20 in von einander entfernt sein, weil sonst den Wiesen
zuviel Wasser genommen wird. Sodann wird der Boden auf 20—25
cm umgehackt und mit einer Menge von 60 — 80 Ctr. Atzkalk für das ha
versehen. Gewöhnlich gibt man die Hälfte der Kalkmenge schon vor
dem ersten Umhacken und die andere Hälfte beim zweiten Umhacken.
Das Moor wird so oft umgehackt, bis es vollständig krümelig ist.
Selbstverständl'.ch darf nun der Dünger nicht fehlen. Man düngt das
umgehackte Land alljährlich mit etwa 6-8 Ctr. Kaimt, 3—4 Ctr.
Thomasmehl und 2 Ctr. Chilesalpeter. Aber auch eine Düngung mit
Stallmist oder die Verwendung der Gründüngung, am besten mit
Seradella oder blauer Lupine, ist durchaus vorteilhaft; man gibt eine
solche Düngung mit organischen Stoffen gern alle 2 Jahre, weil durch
dieselbe der Bodenreichtum an Bakterien erhöht wird. Wenn man
glaubt, daß eine Gründüngungspflanze das erstemal nicht gedeihen wird,
so nimmt man lieber vorher eine Impfung des Bodens vor. — Wenn
eine Moorfläche auf diese Weise kultiviert worden ist und gut gepflegt
wird, und die Wasserverhältnisse stets gut reguliert werden, dann sind
auch gute Ernten zu erwarten, und man hat eine ziemlich gute Aus-
wahl in den anzubauenden Kulturfrüchten. Man baut auf so behandel-
ten Mooren hauptsächlich Roggen, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben,
Bohnen, Erbsen und die meisten Kleearten, von welch letzteren ganz
besonders Bastard-, Weiß- und Sumpfschotenklee verwendet wird, weil
diese drei Arten am sichersten auf dem Moorboden gedeihen.
Für die Niederungsmoore wendet man mit bestem Erfolge die
Rimpausche Moordammkultur an, die von Rimpau-Kunrau 1862 ins
Leben gerufen wurde und die sich für Hochmoore fast ausschließlich
wenig oder gar nicht bewährt hat. Diese Methode der Moorkultur
besteht darin, daß etwa 25 m breite Dämme zwischen je 2 Abzugs-
gräben von 1,25—1,60 m Tiefe angelegt werden und mit einer Deck-
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Prämie zu „sparen" und das Risiko selbst zu tragen. Für ieden weniger
begüterten Landwirt, für jeden Anfänger aber erwächst die unumgäng-
liche Pflicht, sich gegen solche Wechselfälle des Schicksals, gegen Fahrlässig-
keit und Böswilligkeit schlechter Menschen durch ausreichende Versicherung
zu schützen. Das ist jeder Landwirt sich und seiner Familie schuldig.
Wer diese Pflicht ganz oder teilweise vernachlässigt, handelt ver-
werflicher als die Spieler oder Trinker; denn diese setzen doch meist nur
einen kleinen Teil ihres Vermögens auf einmal aufs Spiel, während
ein nicht oder nicht ausreichend versicherter Landwirt in wenigen
Stunden mit seiner Familie um Hab und Gut kommen kann. Gerade
weil die Landwirtschaft in den für sie seit etwa 2 Jahrzehnten so
ungünstigen Zeitverhältnissen recht geringen Verdienst abwirft, muß
der kluge Landwirt sich doch wenigstens durch Versicherungen dagegen
schützen, sein Kapital zu verlieren
Sehr häufig werden auch bestehende Versicherungen, die einst
richtig gewesen sein mögen, jahrelang weitergeschleppt. Die Verhält-
nisse ändern sich allmählich, Fehler schleichen sich ein, nichts paßt und
stimmt mehr.
Auch im Großgrundbesitz kommen besonders da, wo die Leiter
noch jung und unerfahren sind und auch infolge häufigen Beamten-
wechsels fast unglaubliche Dinge vor. So ist dem Ausspruche eines
höheren Verstcherungsbeamten sehr wohl zu glauben, daß nach seinen
Erfahrungen ein großer Teil der landwirtschen Versicherungen ungenau,
ja ganz falsch sei. Daher seien auch im Schadenfaüe Regulierungen
so schwer, und die Leute oft so unzufrieden, weil die Versicherungs-
gesellschaften doch nur nach den bei ihnen eingegangenen Versicherungs-
anträgen und den darnach bezahlten Prämien regulieren könnten.
Auch in Bezug auf die Versicherungen wirkt — als wohltätiger
Zwang — sehr günstig die landwirtschaftliche Beleihung ein, da die
Landschaft, ebenso wie andere größere Kreditinstitute, einfach die
angemessene Versicherung von Gebäuden. Inventar und Beständen
ihrer Schuldner verlangt. Fehlt dieser Zwang, so unterbleibt oft,
wenigstens zum Teil, die Versicherung.
Man hört bei Brandschäden wohl Hinweisen auf den schönen Zug
gegenseitiger Unterstützung und opferwilliger Hilfe, besonders im
Gebirge, durch Hergäbe von Stroh und anderem Futter, durch Fuhren
bei Bauten usw. Aber all diele schönen Gaben retten doch, so aner-
kennenswert sie sind, das verlorene Vermögen des Verunglückten auch nicht
annähernd. Beim ersten Brandschaden werden solche milde Gaben, die
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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335
hatten. — Jetzt bogen wir mit unserem Gespann in Müllers Hof ein.
Hier wurde mein Brauner ausgespannt, da ich noch ein Stündchen
bei meinem Freunde bleiben wollte, denn wir hatten uns ja noch
so viel zu erzählen und diese und jene Frage zu erläutern. Immer
und immer wieder versicherte mir mein Freund, daß ihm die
Einrichtung des Molkereibetriebes in N . . . . und die Handhabung
desselben außerordentlich gefallen habe. Er wolle auch sofort ans
Werk gehen, die Molkereierrichtung in seinem Dorfe anzuregen und
die Weiterentwickelung der neuen Molkerei zu fördern, und er wolle
alles aufbieten, daß diese ein ebensolches Muster von Sauberkeit und
Ordnung werde wie die Molkerei N . . . . Schließlich mahnte mich
die vorgerückte Zeit zum Aufbruch. Beiderseitig befriedigt verabschie-
deten wir uns so herzlich, als gälte es eine jahrelange Trennung.
Nach zwei Jahren dampfte der Schornstein der neuen Molkerei in
■£., dem Dorfe meines Freundes, und der Vorsitzende des Genossen-
schaftsvorstandes, der natürlich kein anderer als mein Freund Müller
war, konnte mit großer Freude und bester Zuversicht einer herrlichen
Zukunft der neuen Betriebseinrichtung entgegensehen und seinem
Freunde Huber stets nur von den besten Erfolgen berichten. — So
war also Bauer Müller ein großer Freund und Verehrer der Molkerei
geworden. Semmig.
82. Die Lüneburger Heide.
Unter Heide versteht man wesentlich eine mit Heidekraut bestan-
dene Fläche Landes, die durchweg aus sandigem oder aus anmoorigem
Boden besteht. Auch das Hochmoor wird neben anderen charakteristi-
schen Pflanzen meistens von Heide bedeckt. Moorboden und Sand-
boden liegen zuweilen ohne äußerliche Scheidungsgrenze neben einander
oder gehen ineinander über. Die Heidepflanze (Callima vulgaris)
erreicht oft eine ansehnliche Höhe, 0,50 m und darüber. Sie hat
fingerdicke, braune, holzige Stengel, die in ihrer Verzweigung zarte
Ausläufer bilden. Diese sind mit nadelförmigen, dreikantigen Blättchen
verziert und bilden an den Enden in einseitigen dichten Trauben
sitzende rötliche Blütchen. Auf feuchtem Untergründe findet sich
die Glockenheide (srioa tetralix) stark vertreten. Sie ist kleiner,
wenig verzweigt und trägt 5 bis 12 doldenförmig sitzende, rosenrote
Blütchen.
Solche Heideflächen gibt es in kleinerem und größerem Zusam-
menhange. Die Oberfläche, sanft sich erhebend und senkend, dann auch
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]